Am 9. April trat Jonathan Biss mit dem Japan Philharmonics im Stadttheater Fürth auf. Am Vortag hat er in unserem Überaum Domizil bezogen, um dort zu üben. Gerne nahm er sich auch Zeit für ein kurzes Interview und ein paar Fotos.

Herr Biss, Sie haben sehr zeitig angefangen, Klavier zu spielen. War das Ihr eigener Wunsch?

Nun, in meiner Familie stand Musik stets im Mittelpunkt. Meine Eltern waren beide Konzert-Geiger, mein Bruder spielte Piano, und so erklang ziemlich in jedem Raum unseres Hauses Musik. Wie das so ist mit großen Brüdern, wollte ich dann auch Piano spielen und es wurde zu meiner absoluten Leidenschaft.

Gerade die Musikschüler wird es interessieren, zu erfahren, wie lange Sie täglich üben.

Da gibt es eigentlich keine „normalen“ Zeiten. Es ist mal mehr, mal weniger. Als Künstler betrachtet man das nicht als Arbeit und ich habe auch keinen festen Stundenplan. Ich spiele täglich so viel wie ich glaube, dass es in diesem Moment gerade nötig ist. Das ist vor Konzerten und auf Tourneen natürlich ganz unterschiedlich. Aber wirklich fertig ist man damit eigentlich nie.

Jonathan Biss bei Klavier  Kreisel Klavierbauer Nürnberg Fürth

Und hier gleich noch eine Musikschüler-Frage: Was ist Ihre Lieblings-Fingerübung?

Ich spiele als Fingerübung gerne Etuden von Chopin, ansonsten beinhalten die Stücke, die ich spiele alle Schwierigkeiten schon von selbst und ich übe dabei mit.

Haben Sie sich schon mal in einem Konzert verspielt? Wie reagiert man da?

Natürlich! Das passiert eigentlich jedem. Das Wichtige an einem Konzert ist ja nicht der pure Perfektionismus. Viel wichtiger ist es, die Bedeutsamkeit der Musik dem Zuhörer nahezubringen. Es geht darum den Stücken eine Seele zu geben, das ist das Wichtige. Da ist ein kleiner Verspieler dann auch kein Problem.

Haben Sie also auch Lampenfieber?

Absolut. Jedes Mal. Aber man muss das positiv sehen. Wenn man nervös ist, dann bedeutet einem das, was man tut etwas. Und das ist ja etwas Gutes!

Was hören Sie privat für Musik?

Oh, eigentlich alles. Ich höre mit großem Vergnügen Musik aller Stilrichtungen, wobei ich aber zugeben, dass Klassik doch den größten Teil ausmacht. Das ist die Musik, die mir am nähsten ist.

Was würden Sie einem Klavieranfänger raten?

Ich würde ihm sagen, dass das wichtigste beim Klavierspiel gar nicht die Beine und Füße oder die Arme und Hände sind, sondern dass man auf sich selbst hört. Die Technik hängt nicht von den Händen ab, sondern von den Füßen.

Sie haben drei E-Books verfasst, wovon handeln diese?

Sie befassen sich mit meinen Projekten und damit, wie ich mit Musik umgehe. Eines hat Beethoven zum Thema, eines Schubert und eines verschiedene Komponisten.

Vielen Dank für das Interview und nun viel Freude beim Üben.